Projektergebnisse

INT 67: Grenzüberschreitende Profilierung und Weiterentwicklung des Tourismus, insbesondere Kur- und Gesundheitstourismus in Templin und Połczyn-Zdrój unter Nutzung des lokalen Natur- und Kulturerbes

Einleitung

2022 geht ein Projekt zu Ende, dass 6 Jahre zuvor mit der Antragstellung begann und ab 2018 realisiert wurde. Erforderlich dafür war die EU-Förderung im Rahmen des Kooperationsprogrammes INTERREG VA Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg / Polen mit dem Ziel der „Europäischen territorialen Zusammenarbeit“. In das grenzüberschreitende Projekt flossen bei einem Gesamtvolumen von 2,02 Mio. € Fördermittel bis zu 59,95% aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Eigenmittel beider Städte.

Połczyn Zdrój und Templin verbindet eine langjährige Städtepartnerschaft. Das Förderprojekt hatte zum Ziel, die touristische Attraktivität und Bekanntheit beider Kommunen auf Grundlage einer engen Zusammenarbeit nachhaltig zu stärken und zu entwickeln, denn der Tourismus stellt jeweils einen zentralen Wirtschaftsfaktor dar. Inhaltliche Anknüpfungspunkte ergeben sich aus der langjährigen Kurgeschichte Połczyn Zdrójs als einem der ältesten Kurorte Polens und den vergleichsweise innovativen Ansätzen eines familienorientierten Wellness -und Gesundheitstourismus im erst 2000 prämierten Thermalsolheilbad Templin. Verschiedene Maßnahmen wurden abgestimmt, um mithilfe des Projektes beide Regionen einander noch näher zu bringen, den jeweiligen grenzüberschreitenden Besucheranteil zu steigern, Standortnachteile zu überwinden und auf der Grundlage eines Erfahrungsaustausches neue Zielgruppen anzusprechen.

Fachaustausch deutscher und polnischer Touristiker

Im Projektumsetzungszeitraum zwischen 2018 und 2022 wurden jeweils 3 Fachaustausche in Polen und in Deutschland organisiert. Standen in den ersten beiden Treffen 2019 noch das Kennenlernen der touristischen Akteure sowie der Rückblick auf die kurtouristische Entwicklung der jeweils anderen Region im Mittelpunkt, so wurden die nächsten 3 Treffen konkret mit Veranstaltungen verknüpft – Mitte August 2021 mit dem traditionellen Zigeunerfest in Połczyn Zdrójs Freilichtbühne und wenig später mit dem Weltrekordversuch in Templin. Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums war am ersten Septemberwochenende die „längste Frühstückstafel der Welt“ auszurichten, was mit über 500 m Tischlänge gut funktionierte – auch dank der Unterstützung der Freunde aus Połczyn Zdrój. Der 6. und letzte Austausch in Połczyn Zdrój diente schließlich der inhaltlichen Abstimmung eines gemeinsamen Veranstaltungskalenders beider Städte und konkret buchbaren Tagestouren in die jeweils andere Stadt. Das Projekt sollte nur der Auftakt sein für eine zu verstetigende gegenseitige Vermarktung und enge Kooperation, beispielsweise anlässlich des alljährlichen Templiner Gesundheitstages.

Reaktivierung und Gestaltung (touristische Inwertsetzung) des Bürgergartens Templin und des Kurparks Połczyn Zdrój

Der 57 ha große „Bürgergarten“ „vor den nördlichen Toren der Altstadt“ umfasst die drei Teilflächen Wald, Waldpark und Kanalwiesen. Nach dem Ende der touristischen Nutzung Anfang der 1990er Jahre und dem Abriss des ehemaligen FDGB-Ferienheimes „Salvador Allende“ ist ein etwa 9 ha großes Areal verwaist. Mithilfe verschiedener baulicher Maßnahmen ist es gelungen, den Bürgergarten Templin zu einem familienorientierten Gesundheits-Erlebnis-Park für Gäste sowie für Einheimische zu entwickeln. Dazu wurde der Teich mit Wasserfontäne und neuen Sitzmöbeln zu einem idyllischen Ort reaktiviert, der zum Verweilen einlädt, genau wie neu geschaffene Aussichtsplattformen am Templiner Kanal. Gezielte Baum- und Gehölzentnahmen lassen einstige Sichtbeziehungen wieder zu und machen die Tiefe des Parks erlebbar. Mit der Spiel- und der Fitnessterrasse sind am Standort des ehemaligen Hotelkomplexes Salvador Allende aktive Erlebnisorte entstanden, mit exzellenten Blickbeziehungen auf die historische Altstadt. Die Festwiese gleich nebenan wurde bereits und wird auch künftig für Veranstaltungen wie das Stadtfest genutzt, weil die nötigen Anschlüsse und die Bühnenfläche dafür geschaffen wurden. Unweit davon wurden 3 verwilderte Terrassen vorbereitet für umweltbildende Maßnahmen, die künftig durch die Naturparkverwaltung genutzt werden. Alle diese „Erlebnispunkte“ sind verbunden durch einen neu angelegten Rundwanderweg, der auf 1,5 km beleuchtet ist. Somit lässt sich der Bürgergarten, der auch Teil der städtischen Kuranlagen ist, auch durch Nachtschwärmer und Frühaufsteher erleben. Vom Parkeingang im Osten aus erreicht man den über den neuen Spielplatz „Waldtor“. Jetzt ist es nicht mehr weit zum neuen Waldlehrpfad und zur Waldkreuzung an der Bismarckeiche. Zur besseren Orientierung im weitläufigen Gelände des Bürgergartens wurden mehrsprachige Beschilderungen aufgestellt.

220 km weiter östlich befindet sich ein denkmalgeschützter Park, der seit über 300 Jahren für das Kurwesen in Połczyn Zdrój von großer Bedeutung ist. Er besteht aus einem französischen und einem englischen Teil. Während im englischen Garten Wander- und Fahrradwege entlang der Wogra das Bild bestimmen, prägen Alleen, Brunnen, Trinkhalle, Amphitheater und verschiedene Kurhäuser den zentrumsnahen französischen Garten, auf den sich die realisierten Baumaßnahmen konzentrieren. Diese knüpfen an vorherigen Maßnahmen im englischen Garten und der Umgebung an und sind Grundlage für die weitere Entwicklung des Kurparks. Zunächst erfolgte die Sanierung und Erweiterung der Parkplatzkapazitäten einschließlich Bürgersteigsanierung in der Solankowastraße am östlichen Parkeingang. Des Weiteren wurden in drei Parkalleen sowie auf dem Platz vor der Trinkhalle „Joasia“ Entwässerungsarbeiten durchgeführt, Beläge ausgetauscht und somit bauliche wie technische Mängel instandgesetzt. Die Erneuerung der Parkleuchten und installierte Videoüberwachung sorgen künftig für mehr Sicherheit. Weil der Kurpark mit der Freilichtbühne auch kultureller Veranstaltungsort ist, wurden direkt daneben außerdem der Parkteich mit seiner jetzt musikgesteuerten Fontäne einschließlich der beidseitigen Hangtreppen zum Kurhaus „Podhale“ renoviert. Auch die Skulpturen um den Teich wurden erneuert.

Deutsch-polnischer Austausch von Schüler und Auszubildenden

Knapp 100 Gäste verbrachten vom 20. – 22. März 2019 spannende Tage in Templin. Für die Schüler stand die Umweltbildung im Vordergrund, für die Älteren die touristische Berufsorientierung.

Die besondere Herausforderung lag darin, dass 4 Altersgruppen gleichzeitig jeweils auf sie zugeschnittene Programme absolvierten, mit eigenen Dolmetschern und Busfahrern. Stadtverwaltung Templin und die beteiligten Partnerschulen bereiteten die Abläufe gemeinsam vor.

So teilten sich die Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren auf drei Schulen auf und lernten so entweder die Waldhofschule, die Aktive Naturschule oder das Gymnasium Templin kennen – geführt durch Schüler der jeweiligen Bildungseinrichtung. Zusammen wurde beispielsweise der Bürgergarten erkundet, forstliche Arbeiten unter Anleitung im Schulwald der Waldhofschule ausgeführt und die historische Altstadt mithilfe eines erstmals ins Polnische übersetzten Stadterkennungsspiels entdeckt. Die 16-18-Jährigen lernten mit dem AHORN Seehotel Templin, dem Hotel Döllnsee und den Ferienpark Templin gleich drei touristische Betriebe der Region kennen, erhielten bei Hausführungen Einblicke in verschiedene Tätigkeitsfelder und hatten Spaß bei einer Art Wettkampf gegen deutsche Auszubildende. Freizeitaktivitäten wie Geocaching, Discgolf, Bogenschießen, Disco und der Besuch der NaturThermeTemplin durften natürlich nicht fehlen. Auch eine Erinnerung nahmen die Gäste mit nach Połczyn Zdrój: Familie Kothe aus Annenwalde, rahmte dafür die 75, am Vortag in der Glashütte mit Frühlingsmotiven bemalten Glastafeln ein, die temporär ihren Platz in der Galeria „Gina Goplana“ in Połczyn-Zdrój gefunden haben.

Für 2020 war der Gegenbesuch deutscher Schüler in der polnischen Partnerstadt geplant, musste wegen der Corona-Pandemie jedoch verschoben werden auf den Herbst 2021 und fand aus demselben Grund nur in digitaler Form statt. Trotzdem gaben sich Lehrer und Schulklassen verschiedener Altersgruppen viel Mühe, drehten Videos über Ihre Bildungseinrichtungen in Połczyn Zdrój, Redło und Bolkowo und stellten diese den Schülerinnen und Schülern aus Templin zur Verfügung. Die Videos bereicherten wiederum den Unterricht in Templin und waren Anlass für die Schüler, darüber zu diskutieren und in Form von eigenen Videos oder kreativen Puzzles darauf zu reagieren.

Was bleibt?

Am Ende des grenzüberschreitenden Projektes ist klar: Die lange Laufzeit brachte besondere Herausforderungen wie Baukostensteigerungen oder die unvorhersehbar eintreffende Corona-Pandemie mit sich. Terminzusammenlegungen und vereinzelt auch Änderungen im Projekt waren die Folge. Soweit es möglich war, fanden sich in Absprache mit dem Gemeinsamen Sekretariat, das als vermittelndes Bindeglied zwischen Fördermittelgeber und – nehmer verstanden werden darf, stets zielorientierte Lösungsansätze.

Was über das Projekt bleiben wird, sind neue und langjährige Kontakte sowie die noch intensivere Zusammenarbeit beide Partnerstädte. Seit 1997 entstanden schon Beziehungen, beispielsweise der Feuerwehren und der Kommunalpolitik untereinander. Das Projekt INT 67 ging in den „Breite“, band Touristiker und Einwohner des Fördergebietes ein Grundstein und leistete so einen Beitrag für Toleranz, Weltoffenheit und gegenseitige Akzeptanz. Und mit den Schülern und Auszubildenden steht eine junge Generation in den Startlöchern: Für die Partnerstadt ist die Neugier geweckt, sie sind die Gäste von morgen.

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